Kartoffelsammeln
Ein paar Kumpels und ich waren in Tasdorf zum Kartoffelsammeln, um uns ein bisschen Geld zu verdienen. Wir hatten aber zwischenzeitlich gehört, dass der Bauer ein Schlitzohr ist und nach getaner Arbeit die Helfer nicht auszahlte. So kam es dann auch, wir standen auf dem Hof und verlangten unseren Lohn, aber der Bauer verdünnisierte sich einfach. Wie sollten wir nun an unseren Lohn kommen? Ich beriet mich mit einem Freund, der sich im Haus des Bauern auskannte. Der Bauer hatte in der Diele eine Truhe mit Langnese-Eis stehen. Wir schlichen uns rein zur Truhe und holten uns unseren Lohn als Handeis für zehn Mark, steckten es uns unter den Pullover und zischten ab.
Zahmes Eichhörnchen
Als Schornsteinfeger kam ich auf den Hof eines Hausbesitzers und bewunderte ein zahmes Eichhörnchen, welches neugierig auf der Schulter des Tierliebhabers verweilte. Ich hatte meinen Drahtbesen auf der Schulter und war verwundert, dass das Eichhörnchen zu mir rübersprang. Das allerdings endete für das Eichhörnchen bitter, denn es spießte sich an den Drahtenden des Kehrbesens auf. Ich wollte es befreien, wurde aber heftig in den Daumen gebissen. Mein Meister schickte mich aber nach getaner Arbeit in die Lehmannklinik. Als ich den Schwestern von meinem Missgeschick erzählte, ging heftiges Gelächter in der Praxis los.
Plumpsklo
Wir alle hatten auf dem Hof ein Plumpsklo, das regelmäßig in unserem Garten zur Düngung entleert wurde. Im Winter musste rechtzeitig vor dem Frost der Eimer entleert werden. Ein Jahr hatten wir das völlig vergessen. Und so waren wir gezwungen, den Eimer mit Heißwasser aufzutauen. Zu allem Übel war auch noch der Griff festgefroren. Wir kriegten den Eimer nicht sofort raus, und so schweinerierten wir mit der Gülle auf dem Hof herum. Wir stanken noch tagelang und ekelten uns immer wieder, wenn wir unsere Notdurft verrichteten.
Engel und Farbige
In der Schule hatten wir einen strengen Sportlehrer und mussten uns benehmen. Groß rumtoben war nicht drin. Am Ende jeder Sportstunde wurde immer Sitzfußball gespielt. Das war unheimlich anstrengend. Die Mannschaften wurden ganz einfach vom Lehrer eingeteilt. Wir waren wohl bei ihm gut bekannt. Von Haus aus waren viele christlich erzogen und andere noch mit der Vergangenheit behaftet. So war die eine Hälfte mit den heiligen Engeln besetzt und die andere Hälfte die Farbigen.
Der Dieb
Meine Oma hatte einen Laden in der Preetzer Landstraße. Als kleiner Steppke saß ich gern auf der Ofenplatte rechts in der Ecke im Verkaufsraum. Immer wenn Kundschaft kam, rief ich „Kundschaft“ und Oma kam aus der Küche zum Bedienen. Eines Tages kam ein bekannter Kunde aus dem Wookerkamp in den Laden, ging in die Ecke, wo die Brote lagen, schnappte sich zwei Mischbrote, steckte sich die unter den Pullover und lief wieder raus. Ich hatte in der Zwischenzeit natürlich nach meiner Oma gerufen, bevor die aber da war, war der Dieb schon wieder draußen. Ich sprang vom Herd und lief dem Ausreißer hinterher. Ich war als guter Sportler schneller als er, und als er seine missliche Situation erkannte, schmiss er die gestohlenen die Brote einfach in einen Vorgarten. Ich holte die Brote, die im schwarzen Mutterboden lagen, wieder raus, klopfte die Erde notdürftig ab, und brachte die Brote Oma wieder zurück. Die reinigte die beiden Brote schön säuberlich und legte sie wieder zurück ins Bord.
Begehrte Zigaretten
Als Schornsteinfeger hatte ich auch die Aufgabe, die Kamine im Gefängnis zu fegen. Das war eine Arbeit über mehrere Tage, und so hatte ich natürlich gute Kontakte zum Küchenpersonal, von denen ich gut versorgt wurde. Aber ich war auch bei den Knastis gut bekannt, die wussten genau Bescheid, das ich unterm Zylinder meine geschenkten Zigaretten verwahrte. Fortwährend hauten sie mich an, um an die begehrten Rauchwaren zu kommen. Ich hatte meine Freude daran, den Häftlingen etwas Gutes zu tun, denn ich war Nichtraucher. Während eines längeren Aufenthalts im Gefängnis traf ich auch meinen alten Lehrer Knaack wieder und fragte ihn, wieso er im Knast ist. Er erklärte mir, dass er als Pensionär dort Unterricht gibt. Ich hatte schon befürchtet, dass er auf seine alten Tage sich etwas hatte zu Schulden kommen lassen.
Tropfenweise
Wir hatten eine liebe Nachbarin, der wir auch viel bei den täglichen Arbeiten geholfen haben. Wenn ich als Schornsteinfeger dienstlich vorbeikam, gab es immer einen Kaffee. Nur so richtig genießen konnte ich den nicht, denn die liebe Ingelore hatte immer einen Tropfen an der Nase hängen, der sicher auch mal seinen Weg in den aufgebrühten Kaffee fand. Wenn ich etwas länger blieb, gab sie auch noch einen Schnaps aus, der in einem Glas mit Kaiser-Wilhelm-Emblem ausgeschenkt wurde. Aber hier war das gleiche Problem, ein Nasentropfen konnte mit dabei sein.
Schandtat
Als Schornsteinfeger hatten
wir so einige problematische Kunden, und ich als Jüngling wurde von meinem Chef
gern für Problemfälle eingeteilt. Wir kassierten ja damals nach getaner Arbeit gleich
ab, und die Kundin hatte mehrfach schon nicht bezahlt. Ich stellte meine Leiter
an und ging gleich aufs Dach, um den Besen forsch den Schornstein runterzulassen.
Ich hatte mich bewusst nicht vorher bei der schwierigen Kundin angemeldet. Die
hatte den Ofen gerade geöffnet und auch das Fenster zum Lüften aufgemacht. Als ich
wieder die Leiter runterkam, schrie sie mich aus dem Fenster an, ich erkannte
sie gar nicht, ich dachte erst, ich hätte eine Kollegin bekommen, denn sie war schwärzer
als ich nach getaner Arbeit und aus der Wohnstube drang eine Rußwolke. Ich
bekam natürlich für meine Leistung kein Geld und musste meinem Meister die
Schandtat beichten. Natürlich musste ich den Schaden beheben. Als wir mit dem
Putzen fertig waren, haben wir einen Kaffee getrunken und ich war der Einzige,
der bei ihr später kommen durfte und dann auch regelmäßig das Geld bekam